Der göttliche
Augenblick oder das
innere Gespräch und die Zwiesprache
Man sieht es einem Menschen direkt nicht an: Von außen
betrachtet, sitzt er einfach da, alleine.
Denkt er an nichts ? Träumt er ?
Ohne es oft zu merken, halten wir alle Gespräche mit uns selbst. Pausenlos plappern
unsere Gedanken, wir wägen Pro und Contra ab. Wir folgen einem Gefühl, damit eine
Entscheidung die richtige sein möge.
Viele kennen das, sie folgen einer Art innerer Stimme. Manche fühlen sich von Gott
gelenkt, geschützt.
Sie fassen ihre Nöte in Worte und richten sich so direkt an ihn.
Andere fühlen sich von Gott verlassen und verloren.
Z.B. lehrt die buddhistische Mystik :
Es gibt gar kein Ich ! Heißt das, unsere landläufige Meinung ist
eine Illusion?
Was hat das zu bedeuten?
Und wer redet denn dann da mit Gott?
Oder, wer sagt Gott ist für mich tot?
Die christlichen Mystiker sagen und haben damit schon großes
Mißtrauen erregt: Ich und Gott sind eins. Das gleiche wird von Jesus berichtet :
Ich und der Vater sind eins !
Mystiker aus allen Religionen lehren uns : Der Mensch ist wie ein Haus mit Stockwerken.
Das vereinfacht ausgedrückt bedeutet:
Im Erdgeschoß offenbart sich das Leben dualistisch. Wir denken in gut oder
schlecht, schwarz oder weiß. Groß oder klein. Hier bin ich - da ist Gott. Hier bin ich -
Gott gibt es nicht, Gott ist tot. Anfang und Ende, Alpha und Omega, usw.
Das nennt man die duale Ebene.
Im darüberliegenden Stockwerk heißt es z.B. in Bezug auf die Farben :
Blau, gelb, rot, grün, violett usw.
Alles ist Schwingung, wie uns die Physik lehrt.
In diesem Beispiel also Farben ohne negative oder positive Wertung. Gelb ist nicht
schöner als rot. Gelb ist gelb, rot ist rot.
Hier gibt es kein Ich mehr das sagt : Ich beobachte jetzt diese Farben, es ist nur noch
Sehen. Es ist namenlose Beobachtung, spontan aus dem Augenblick ohne Wertung von schön
oder schlecht. Das Sein in seinen unzähligen Formen trennt auf dieser Stufe nicht mehr
zwischen Subjekt ( Ich ) und Objekt ( Farbe ) es ist unterscheidungsloses Bewußtsein.
Nun kommen wir ins Dachgeschoß. Hier gibt es keine Bilder mehr, keine
Form. Hier schweigt das
Denken, hier ruhen die Gefühle ( sonst kommt man nicht hier hin), hier erfährt man beim
Besuch : Alles ist eins. Ein: So ist es!
Diese Ebene hat sehr viele Namen : göttlicher Urgrund, Gottesschau, unio mystica, Sunyata
( nähere Beschreibung auch im Vorwort).
Sie ist in allen Religionen bekannt und auch Menschen, die keiner Religion angehören,
berichten von dieser Erkenntnis.
One taste, sagen manche amerikanischen Mystiker, ein Geschmack.
Mit dieser Erkenntnis kehren wir ins Erdgeschoß zurück. Denn hier findet die
schöpferische Offenbarung statt. Hier drückt sich Leben aus.
Wir können darüber nachdenken, aber logisch ist das erst einmal nicht.
Das Erdgeschoß,
das Denken, Sehen, Riechen, Hören gelangt niemals ins Dachgeschoß. Es hat begrenzte
Aufgaben.
Das bedeutet auch, so eine Erfahrung kann man nicht durch grübeln und nachdenken machen
oder durch Zwang und Willen fordern. So eine Erfahrung kann man sich auch nicht erzählen
lassen, sie ist nur durch die unmittelbare eigene Erfahrung zugänglich.
Wenn wir uns wirklich einmal mit viel Mut an solche Aussagen
herantasten, sie wirklich einmal zu uns nehmen und uns hineingeben, daß es im
Dachgeschoß keine Trennung gibt zwischen Gott und dem Ich, löst sich etwas in uns in
Luft auf.
Dann sieht Gott durch unsere Augen, dann hört er durch unsere Ohren, dann geht er unsere
Schritte.
Wenn unsere Trennung von der Welt, unser Gefühl der Isolation darin besteht, daß wir nur
keinen Zugang zu dieser Erkenntnis haben, trennen uns unsere eigenen Ideen von der
Wirklichkeit .
Von unserer eigenen Tiefe.
Trotzdem gibt es immerzu eine Ahnung in jedem Menschen, das da noch mehr ist, als das, was
wir äußerlich durch unsere Sinne oder durch Worte erkennen und begreifen können.
Zudem sind diese Stockwerke immerzu miteinander verbunden. "Wir tragen sie permanent
mit uns herum", auch wenn wir es nicht genau wissen, daß über der unteren Etage
hinaus noch mehr über die Art des Lebens in den oberen Stockwerken zu erfahren ist.
Die Erkenntnis, die Erfahrung, die ein Mensch aus dem Dachgeschoß
mit in
s Erdgeschoß bringt macht keinen Unterschied mehr zwischen Gott und dem Ich.
So sieht Gott aus den Augen, so kommt Gott uns als Mensch in einem anderen Menschen
entgegen.
Ja, so offenbart es sich in der gesamten, universalen Schöpfung.
Grüß Gott ! So wie Gott sich selber grüßt !
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